Mit vor Stolz geschwellter Brust kommt uns Xavier entgegen. Er ist bester Laune, beinahe euphorisch. Denn: Xavier ist beliebt!
Beim Umgang mit Bankern sollte man wissen, dass der Grad der Beliebtheit hier wenig mit „Like-It“ oder Daumen-Hoch oder Smiley-Bewertungen auf sozialen Plattformen zu tun hat. Es geht hier um eine völlig andere Art von Prestige und Beliebtheit in verschiedenen Stufen.
Die erste, noch eher geringe Stufe ist die Anzahl der Anrufe von Headhuntern. Bleibt es nur bei diesen ersten Anrufen, ist es mit der Beliebtheit nicht allzu weit her.
Die zweite Stufe besteht in der Einladung zu persönlichen Interviews mit potenziellen Arbeitgebern. Hier werden drei Zwischenstufen unterschieden. Die geringste davon ist die Einladung von einem „Laden“, also Unternehmen, Bank, Broker oder Berater, von dem weder selbst noch die eigenen Banker-Freunde jemals etwas gehört haben. Das zählt praktisch nicht. Die mittlere, etwas bessere Stufe ist die Einladung von einer kleinen aber eben nicht weltbekannten Bank, Broker oder Unternehmen. Und die höchste Stufe ist die Einladung eines Top-Ladens. Diese Einladung ist absolut etwas wert und steigert den Beliebtheitsgrad ungemein.
Die dritte Stufe ist ein Angebot eines coolen Ladens. Angebote von No-Name-Noch-Nie-Gehört-Läden sind nur etwas für Verzweifelte, mit der Ausnahme von echt steilen Karriereaufstiegen und einem Mega-Gehalt. Ein Angebot eines Okay-Ladens-Den-Man-Kennt-Aber-Nicht-Bewundert ist nicht schlecht, kann also auch akzeptiert werden, sofern sich Titel und Geld verbessern. Aber absolut gut für Selbstbewusstsein und den Beliebtheitsgrad ist das Angebot eines Da-Will-Jeder-Hin-Super-Ladens.
Wir sind aufgeregt und wollen sofort wissen, zu welchem Super-Laden-Wo-Jeder-Hin-Will Xavier nun gehen wird. Die Frage ist Xavier sichtlich etwas peinlich. Denn das Angebot das ihm vorliegt ist eher von einem nicht ganz so tollen und bekannten Laden. Er wird es auch nicht annehmen. Aber er findet es toll, dass er so beliebt ist, und dass ihm ein attraktives Angebot gemacht wurde.
Wir nicken und freuen uns vor allem über den Champagner, den uns Xavier zur Feier des Tages spendiert. Banker, denken wir.