Xavier leidet noch immer. Er ist noch immer überzeugt, dass der Superspionagecomputer seiner Bank die falschen Daten über ihn sammelt und daraus die falschen Rückschlüsse zieht. Xaviers Versuche, sich möglichst unauffällig zu verhalten, scheinen zudem eher das Gegenteil bewirkt zu haben. Sogar sein Vorgesetzter hat ihn schon gefragt, ob bei ihm etwas nicht ganz stimme und ob er ein Problem habe.
Xavier schaut tatsächlich alle paar Sekunden über seine Schulter. Geht jemand an ihm vorbei, und sei es nur zufällig, bedeckt er sämtliche Notizen und Schriftstücke, die vor ihm liegen. In allen Gesprächen hält er sich kurz, lacht immer wieder ohne ersichtlichen Grund, und überhaupt legt Xavier ein sehr seltsames Verhalten an den Tag. Wir haben ein sehr schlechtes Gewissen, weil wir ihn in seiner Paranoia in letzter Zeit immer wieder bestärkt haben.
Doch gleichgültig was wir sagen, Xavier ist überzeugt, alle würden ihn beobachten und ausspionieren. Er verweigert Termine zum Mittagessen mit anderen Kollegen, klickt in seinen Pausen auf Internetseiten mit niedlichen Tieren, Pflanzenratgebern und Heimwerkerseiten, obwohl Xavier nachweislich weder ein Händchen noch ein Interesse an Gartenarbeit, Reparaturarbeiten oder Tieren hat. Selbst seine Rennpferde besucht Xavier derzeit nur noch selten, und seit dem tragischen Tod des letzten Kois zusammen mit dem Mähroboter ist selbst Xaviers Gartenteich ein trauriger Anblick.
Zusammen mit Xavier überlegen wir, was wir gegen seine Überwacher tun können und beschließen, dass Angriff die beste Verteidigung ist. Xavier ist von der Idee sofort begeistert und lebt sichtlich auf. Ab jetzt wird er seine Überwacher zurücküberwachen! Im Nu sind Kameras bestellt, dazu eine Überwachungssoftware, und auch sämtliche Kameras auf den zwischenzeitlich stillgelegten Smartphones werden ab sofort zur Gegenüberwachung eingesetzt. Xavier zeichnet alles auf, steckt sein Mobiltelefon ab jetzt genau so in seine Hemdtasche, dass die Kamera alles mitbekommt, das Auto erhält Kameras vorne und hinten, dazu auch seitlich. Xavier ist kaum mehr zu bremsen. Er findet es wundervoll, nun seine Überwacher mit einer eigenen Überwachung unter Druck zu setzen. Und wir sind beruhigt, denn endlich haben wir unseren alten Xavier wieder!