Kapitalmarktteam: Ihre Redner und Schulungsleiter zu FinanzthemenHeute sprechen wir mit Xavier über ein überraschend alltägliches Thema: Kaffee. Für Xavier ist das dunkle Gebräu tatsächlich etwas, das ihn jeden Tag von früh bis spät begleitet. Wenn wir es so recht überlegen, kennen wir Xavier nicht ohne Kaffeetasse oder Pappbecher einer der vielen Kaffeeketten, die es in der Stadt an an jeder Ecke gibt.

Bereits, wenn Xavier wach wird, ist sein erster Schritt in Richtung seiner Espressomaschine. Erst danach, während die Maschine aufheizt, geht es für Xavier ins Badezimmer. Da Xavier bereits um 5.30 aufsteht, haben wir dafür natürlich Verständnis.

Fährt Xavier mit der U-Bahn zur Bank, nimmt er sich auf dem Weg noch schnell einen Coffe-to-go von dem kleinen Laden am Eingang der U-Bahn Station mit. Das ist der einzige, der um 6.00 Uhr schon auf hat. Fährt Xavier mit dem Auto, hält er auf dem Weg beim Drive-in einer Schnellrestaurantkette, die 24 Stunden geöffnet hat.

Wenn Xavier gegen 6.40 Uhr aus der U-Bahn aussteigt, holt er sich noch einen To-Go im hübschen Pappbecher. Der Laden ganz in der Nähe der Bank hat um diese Uhrzeit bereits ordentlich zu tun. Doch der Barista ist schon geübt und kennt die meisten Banker schon, die sich schnell, schnell ihren nächsten Koffein-Shot holen. Geredet wird um diese Zeit noch nicht viel. Alle hetzen müde und mit einem Becher in der Hand zu ihrer jeweiligen Bank. Im Aufzug starrt dann jeder nur auf seinen Becher, man nickt sich zu, und in Gedanken ist jeder schon beim ersten Geschäft des Tages.

Pünktlich angekommen, startet um 7.00 Uhr das Morning Meeting. Jeder hält seinen Pappbecher wie einen Rettungsring krampfhaft fest. Während des Meetings zu trinken wäre allerdings unpassend. Die meisten Becher sind aber ohnedies schon leer und dienen nur noch zum Festhalten. Das ist um diese Uhrzeit nötig, vor allem, seitdem das Rauchen von Zigaretten verboten ist. Aber auch abgesehen davon haben alle um diese morgendliche Stunde noch damit zu tun, ihre Aufmerksamkeit zu sammeln und das ein oder andere Gähnen zu unterdrücken. Kaffee sei dank lässt sich das mit dem Gähnen einigermaßen in Schach halten.

Nachdem das morgendliche Briefing endlich zu Ende ist, geht es als erstes zum Kaffeeautomaten. Bezahlt wird mit der aufladbaren RFID Chipkarte der Bank. So weiß der Chef zwar, wie viel Kaffee Xavier täglich trinkt, aber was soll Xavier machen. Er kann nicht anders.

Im Laufe des Vormittags wandert Xavier meist noch zwei oder drei Mal zum Automaten. Der Kaffee schmeckt nicht besonders, aber daran denkt Xavier ohnedies nicht, wenn er sich zwischen Telefonaten, Geschäften und Systemeingaben den schwarzen Saft einverleibt.

Dann kommt das Mittagessen. Kantine ist etwas für Sekretärinnen und Backoffice Mitarbeiter, ja, und natürlich für die HR-ler. Die richtigen Händler bleiben an ihrem Platz. Krümel, Essensreste und Fettschlieren gehören zu jedem vernünftigen Händlerarbeitsplatz! Der Junior wird also geschickt, um jedem ein Sandwhich, einen Nudelsalat oder sonstige Köstlichkeiten vom Laden um die Ecke zu holen. Hat der Junior alles verteilt und will gerade selbst mit seinem Essen beginnen, wird er erneut losgeschickt. Diesmal muss er eine Lage Kaffee holen. Wieder vom Laden um die Ecke. Denn einmal am Tag muss ein ordentliches Gebräu her. Der Junior macht sich zähneknirschend auf den Weg. Aber er weiß, Widerstand ist erstens zwecklos, und sowieso werden seine Chefs ohne die richtige Koffeindosis schrecklich launisch. Und wer das auszubaden hat, das weiß der Junior nur zu gut.

An vielen Nachmittagen, wenn das Geschäft etwas träge wird und die Zeit nicht mehr ganz so schnell vergeht, erlaubt sich Xavier das ein oder andere wichtige Schwätzchen mit anderen wichtigen Leuten aus der Bank. Dazu geht er mit diesen anderen wichtigen Herrschaften in eines der vielen Cafés in der unmittelbaren Umgebung. Sowieso scheint es, dass die Kaffeehausdichte im Umkreis von Banken und deren Bürogebäuden besonders hoch ist. Wie auch immer, hier wird wieder ein Pappbecher gefüllt und gemeinsam getrunken. Nach dem Gespräch, in dem natürlich viel über interne Politik gesprochen und über die anderen, nicht anwesenden, wichtigen Personen gelästert wurde, holt sich Xavier noch einen To-Go. Schließlich ist der Tag noch nicht zu Ende.

Auf dem Weg nach Hause verzichtet Xavier ausnahmsweise auf einen weiteren To-Go. Schließlich, so sagt er uns, müsse man in allen Dingen im Leben Maß halten und sollte nichts übertreiben. Wir nicken darauf nur höflich.

Zu Hause angekommen – wenn er denn direkt nach Hause geht und nicht noch in der Stadt wichtige Termine mit anderen wichtigen Leuten wahrnimmt – genehmigt sich Xavier zur Entspannung nochmals einen Espresso. Ob er danach denn noch einschlafen könne? Xavier scheint die Frage nicht zu verstehen, und wir bohren auch nicht weiter nach.

Wir fragen Xavier noch, ob er bei dem vielen Müll, den seine Kaffeesucht verursacht, denn kein schlechtes Gewissen bekommt? Er schaut uns erstaunt an und sagt, darüber habe er noch nie nachgedacht. Aber wo er das jetzt so im Kopf überschlägt, sollte er doch mal sehen, ob es denn nicht Aktien der Unternehmen gäbe, die Pappbecher erzeugen beziehungsweise diese entsorgen. Das müsste doch eine gute Rendite abwerfen. Und schon ist Xavier in eine kleine Smartphone Recherche vertieft.

Für komplexe Fragen scheint Xavier nun nicht mehr offen. Also fragen wir ihn noch zuguterletzt, wie er seinen Kaffee trinkt. Natürlich schwarz. Ohne Zucker. Milch und Zucker, das ist was für Schwache. Und ehrlich, würde Xavier in jeden seiner vielen Kaffees auch noch Milch und Zucker kippen, er käme mit dem Zubereiten nicht hinterher. Über die Kalorien denken wir erst gar nicht nach.

Einmal hatte Xavier, so erzählt er uns noch, bereits versucht, mit dem Kaffeetrinken komplett aufzuhören. Doch davon bekam er schreckliche Kopfschmerzen. Von der schrecklichen Müdigkeit, die ihn zeitgleich überfiel, ganz zu schweigen. Also fing er wieder mit dem Kaffee an. Zunächst doppelt so stark, denn schließlich musste er die zwei Tage ohne Kaffee noch nachholen.