Erst kürzlich, so erzählt uns Xavier, hat er sich von seinem Gartendesigner dazu überreden lassen, einen eleganten Gartenteich anlegen zu lassen. Von der Terrasse aus kann Xavier nun auf den hübschen Teich mit seiner Seerose schauen. Zumindest, wenn er ab und an lange genug bei Tageslicht zu Hause ist. Xavier macht sich, als er uns davon erzählt, eine Notiz, dass er unbedingt mit dem Gartendesigner bezüglich einer Beleuchtung für den kleinen Teich sprechen muss.
Doch so ein Teich ist unter Bankern nur halb so schön ohne einen teuren Koi Karpfen. Xaviers Boss, so hat sich herausgestellt, hat ebenfalls einen Teich im Garten. In diesem schwimmen allerdings mehrere sündhaft teure Kois, die sich der Banker eigens von Züchtern aus Japan hat kommen lassen. Der Transport per Flugzeug im Spezialtank, dazu die Lieferung vom Fischfachmann, all das hat natürlich ebenfalls viel Geld gekostet. Dafür, so schwärmt der Manager immer wieder, wären die Fische ganz besonders elegant und schön und würden von seinen Geschäftspartnern sehr bewundert. Eine Investition seien sie zudem ebenfalls. Im Fall des Falles könne man die Fische wieder teuer weiterverkaufen. Ein Teich ohne Koi wäre wie ein Auto ohne PS, so der andere Banker lachend.
Xavier ist nun auf der Suche nach dem perfekten Koi. Sein Budget ist nach der Investition in die drei Rennpferde etwas begrenzt, aber einige Tausend Euro wird er dafür schon lockermachen können. Schließlich ist ein teurer Teich ohne teuren Fisch nicht halb so schön, und dem anderen Banker in irgend etwas nachstehen, das geht ohnedies nicht. Seit Xavier von den teuren Kois des anderen Bankers weiß, hat er auch gar keine Freude mehr an seinem neuen, teuren Designerteich. Er will den Teich gar nicht mehr sehen. Sonst fühlt Xavier sich als Versager. Er will nicht als der Banker mit Teich ohne Koi in die Geschichte eingehen.
Bevor Xavier in noch tiefere Depressionen verfällt, stimmen wir mit ihm überein: Ein Koi muss her!