Xavier ist ganz aufgeregt. Er wittert das große Geld, das ganz große! Das könnte die Chance seines Lebens sein, erzählt er uns. Eine einmalige Sache ist es, und er ist mit dabei.

Es geht um eine Investition in ein Start-Up Unternehmen. Ein ehemaliger Geschäftspartner Xaviers, auch ein Banker, hat gerade ein Biosuppenunternehmen gegründet. Dafür sucht er noch Partner. Suppen werden schließlich immer gerne gegessen, und Bio liegt sowieso voll im Trend. Xavier wird immer aufgeregter, wenn er uns davon erzählt.

Wir erinnern Xavier an seine Investition in Rennpferde. Das war für ihn damals auch eine große Sache, eine sichere Investition, sozusagen das Siegerticket. Seine Pferde fressen Xavier noch immer jeden Monat ein kleines Loch ins Banker Budget. Ob es sich bei den Suppen eventuell auch so verhalten könnte? Xavier lacht und schüttelt den Kopf. Natürlich nicht, versichert er uns, das mit den Suppen wäre etwas ganz anderes. Das große Ticket. Der sichere Erfolg. Diesmal bestimmt. Wir würden es Xavier selbstverständlich wünschen.

Wir beobachten Xaviers Investment in das Biosuppenunternehmen deshalb aufmerksam und fragen immer wieder nach. Xavier investiert kräftig, nimmt dafür sogar einen Kredit auf. Er ist davon überzeugt, mit den Biosuppen ein Vermögen zu machen. Ganz stolz erzählt er uns von den ersten Investments der Biosuppenfirma.

Zur Krönung der Firmengründung wurden gleich einmal zwei neue, große Range Rover SUVs angeschafft. Man gönnt sich ja sonst nichts. Und schließlich könnte es vorkommen, dass die Geschäftsführer der Biosuppenfirma auch einmal aufs Land fahren müssen. Als ehemalige Banker müssen sie dann in jedem Fall gelädetauglich und ihrem Status entsprechend unterwegs sein. Status ist schließlich alles, und der Schein wichtiger als das Sein. Wenn sie auch sonst nichts gelernt haben, dann zumindest das während ihrer Bankerkarriere. Diese angesammelten Lebensweisheiten lassen sich jetzt, in der zweiten Karriere als Biosuppenköche, durchaus gut nutzen. So auch die Büroadresse. Es muss natürlich eine schicke Residenz in einem glitzernden Glasgebäude sein. Denn was, wenn sich einmal ein potenzieller Geschäftspartner zu den Biosuppenköchen verirrt?

Das erste Startkapital ist damit leider schnell aufgebraucht. Es findet die erste Kapitalerhöhung statt. Xavier zieht selbstverständlich mit. Das ist das große Geschäft, die Zukunft!

Als nächstes, nachdem erstmal schöne Büroräume und teure Autos gemietet und satte Vorstandsgehälter und Aufsichtsratsbezüge vereinbart wurden, kümmern sich die Ex-Banker und neuen Biosuppenköche um die Suppen selbst. Sie engagieren zwei Köche. Nicht irgendwen. Prämierte Star- und Sternenköche müssen es sein! Kosten spielen keine Rolle, schließlich haben sie mehrere zahlungskräftige Banker-Investoren an der Hand. Die Starköche wollen natürlich ihren Anteil und verlangen ein großzügiges Honorar. Doch der Name ist wichtig, und so werden lang laufende Verträge geschlossen.

Die Gewinnung von Kunden steht als nächstes auf dem Programm. Fertigsuppen sind gar nicht so einfach in die Kühlregale zu bekommen, wie sich Xavier uns seine Ex-Banker Suppenköche das vorgestellt hatten. Niemand rennt ihnen die Bude ein, die Einkäufer der Supermärkte zeigen sich unbeeindruckt. Es zieht etwas Zeit ins Land. Und damit die nächste Kapitalerhöhung. Schließlich müssen die Vorstände und Aufsichtsräte der Suppenköche bezahlt werden, die Spitzenköche bei Laune gehalten, die schönen Firmen-SUVs weiter bezahlt und das tolle Büro samt nahe gelegener, neu angemieteter Industrieküche finanziert werden. Xavier zieht auch bei dieser Kapitalerhöhung wieder mit.

Wir erinnern Xavier wieder an die Pferde. Aber er sieht hier natürlich keinen Zusammenhang. Die Pferde will Xavier übrigens demnächst verkaufen. Vielleicht bietet sich auf einem der nächsten Pferderennen einen Gelegenheit. Ein anderer Banker, so hat Xavier gehört, überlegt, groß ins Rennpferdegeschäft einzusteigen. Und wer weiß, vielleicht lässt sich dieser Banker auch für Biosuppen begeistern?