Bei unserem letzten Treffen hat uns Xavier sein Leid mit dem Yoga Kurs geklagt. Den hat Xavier nun aufgegeben. Zu anstrengend, zu schmerzhaft, und das bei einem Körper, der schlicht nicht biegsam genug für Yoga ist. Aber um den Bonus am Jahresende nicht zu verlieren, muss Xavier jetzt Ersatz finden. Eine Stunde hauseigenes Fitness-Studio sind seit Kurzem Pflicht für jeden.
Von Fitness-Kursen hat Xavier nach dieser schrecklichen Yoga-Erfahrung erst mal genug. Es bleibt die Kraftkammer.
Xavier erzählt uns gequält, dass er nun einmal pro Woche um sechs Uhr morgens dort trainiert. Sechs Uhr morgens? Nun, dann ist es entsprechend leer dort. Denn zu allen anderen Zeiten ist die Kraftkammer gut besucht. Muskeln sind unter den jüngeren Bankern derzeit wohl ziemlich angesagt, erzählt uns Xavier.
Zu Beginn verstehen wir Xavier nicht recht. In Gesellschaft mit anderen trainiert es sich bestimmt leichter, werfen wir ein. Doch Xavier schüttelt nur den Kopf. Wir forschen nach. Und es stellt sich heraus, dass Xavier sich in der Kraftkammer nicht besonders wohl fühlt.
Am Trading Floor fühlt sich Xavier stark, er ist ein Star, einer, vor dem alle – zumindest die meisten – Respekt haben. Einer der Erfolgreichen! Doch in der Kraftkammer? Da trainieren die anderen, meist deutlich jüngeren Kollegen mit mehr Gewicht. Deutlich mehr Gewicht. Sogar die Frauen schafften an vielen Geräten mehr Gewichte als Xavier. Das nagt am Selbstbewusstsein unseres Helden. Der arme Xavier. Selbst die Frauen? Wir müssen lachen, aber das nimmt uns Xavier sehr übel. Damit sei nicht zu scherzen, schimpft Xavier. Wir beruhigen ihn und stimmen ihm zu, dass sechs Uhr morgens eine wunderbare Zeit ist, um einmal die Woche etwas Sport zu machen.