Als erste große Spekulationsblase wird gerne das Tulpenfieber in der Republik der Vereinigten Niederlande des 17. Jahrhunderts bezeichnet. Damals entbrannte ein ganzes Volk, vom reichen Großbürger bis hinunter zum einfachen Handwerker, für die Zwiebeln wunderschöner Blumen: der Tulpe. Sie machte viele unermesslich reich und stürzte noch mehr in den Ruin. Der höchste dokumentierte Preis, der 1637 kurz vor dem Zusammenbruch des Marktes für eine einzige Tulpenzwiebel bezahlt wurde, war 5.200 Gulden. Im Vergleich: Das Jahreseinkommen, von dem eine ganze Familie damals gut leben konnte, betrug 300 Gulden.
Die Republik der Vereinigten Niederlande erlebte im 17. Jahrhundert eine wahrhafte Blütezeit. Die Niederlande waren damals sowohl wirtschaftlich als auch kulturell weltführend. Es war die Zeit Rembrandts und Rubens, aber auch die Zeit eines strengen Kalvinismus, in dem Kartenspiel und Tanz verpönt waren. Die Niederländer waren in Europa bekannt für Ehrbarkeit und Moral vor allem in Geldangelegenheiten. Und gerade dieses strenge Volk entbrannte in einer Leidenschaft für einen völlig irrationalen Handel mit Blumenzwiebeln. Die Manie begann 1633 und dauerte vier Jahre lang. Wurden zu Anfang nur besonders schöne und seltene Tulpen von Fachleuten und ausgesprochenen Liebhabern gehandelt, so nahmen am Markt zunehmend auch Händler und Handwerker teil, die auch einfachere Zwiebeln kauften und verkauften. Die Preise für Tulpenzwiebeln kletterten im Lauf der Jahre immer schneller und weiter in den Himmel. Leute aus allen Berufen trafen sich bald in den Hinterzimmern der Trinkstuben, in denen der Zwiebelhandel wahrhaft florierte. Ebenso schossen neue Tulpenzüchter wie Unkraut aus dem Boden, um die enorme Nachfrage nach neuen Tulpenzwiebeln und Züchtungen zu befriedigen. Der Tulpenhandel lockte mit astronomischen Gewinnen. Viele verschuldeten sich, um Zwiebeln kaufen zu können, die sie später um ein Vielfaches ihres Kaufpreises weiterveräußern konnten. Bereits im Winter 1636 verdoppelte sich der Wert einiger Zwiebeln in einer Woche. Flugblätter, das Pendant zur heutigen Zeitung, berichteten über den Handel und neue Preise und heizten die Stimmung zusätzlich an.Am Tag nach der Auktion von Alkmaar kam der Crash. Sowohl Geld als auch neue Zwiebeln waren knapp geworden. Die große Euphorie war genauso plötzlich vorbei, wie sie begonnen hatte. Während einer Handelssitzung in einem Hinterzimmer einer Schank in Amsterdam wollte an diesem Tag keiner der Anwesenden mehr ein Angebot für die gebotenen Tulpenzwiebeln abgeben. Panik brach unter den Händlern aus. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Binnen weniger Tage befanden sich die gesamten Niederlande in Panik und Verzweiflung. Alle Besitzer von Zwiebeln, die nicht ausgesprochene Liebhaber der Tulpe waren, wurden zu Verkäufern. Die Preise stürzten rasant in den Keller. Seltene und wertvolle Tulpenzwiebeln wurden auch in den Jahren danach von Liebhabern zu hohen Preisen gehandelt. Doch der Markt für die breite Masse und einfache Tulpensorten war ein für alle mal zu Ende.
Die Tulpe, deren heute kultivierte Art aus Zentralasien stammt, kam über das Osmanische Reich in die Niederlande. Dort wurde die Tulpe als heilige Blume verehrt und zierte die Flaggen, mit denen die Sultane in die Schlacht zogen.
Die ersten Tulpen erreichten die Niederlande im 16. Jahrhundert. Die Züchtungen der damaligen Tulpe entsprechen nicht der einfachen Tulpe, die wir heute kennen. Es gab sie in den flammendsten Farben und schillerndsten Schattierungen.
Die Spitze des Tulpenfiebers wurde im Dezember 1636 und Jänner 1637 erreicht. Die enormen Gewinne, die auf leichteste Weise zu erzielen waren und die schier endlose Nachfrage trieben neue „Floristen“ in den Markt. Das Fieber hatte nun das ganze Land erfasst. Die Zwiebeln wechselten oft zehnmal am Tag den Besitzer. Der Handel erreichte ein unfassbares Volumen. Im Februar 1637 wurden dann bei einer Auktion in Alkmaar absolute Rekordpreise bezahlt, unter anderem auch die 5.200 Gulden für eine einzige Zwiebel.
Viele der „Floristen“ waren tief verschuldet, und ihr Kapital, das sie in Form von unveräußerbaren Tulpenzwiebeln besaßen, war plötzlich wertlos geworden. Viele hatten Haus, Grund und Werkzeug versetzt, um Kapital für den Tulpenhandel zu erhalten. Sie verloren das gesamte Hab und Gut ihrer Familien und wurden in Ruin, Armut und einen frühen Tod getrieben.