In den USA werden von wohlhabenden Privatpersonen und von Unternehmen für hoch bezahlte Schlüsselkräfte gerne Lebensversicherungen abgeschlossen. Es handelt sich hier um reine Ablebens- oder Risikolebensversicherungen, die nur dann bezahlen, wenn der Versicherte stirbt. Eine Besonderheit ist die unbegrenzte Laufzeit. Der Versicherungsschutz besteht so lange, so lange die jährliche Prämie bezahlt wird. Diese Prämie kann für hohe Versicherungssummen durchaus zehntausende Dollar im Jahr betragen.
Für viele Versicherte stellt sich irgendwann die Frage, ob die Lebensversicherung weitergeführt werden soll. Entweder der Versicherungsgrund ist weggefallen (zum Beispiel weil die Person keine Schlüsselkraft mehr ist oder das Unternehmen oder die Familie nicht mehr so hoch abgesichert sein müssen) oder die Versicherten können oder wollen sich die hohe Prämienzahlung nicht mehr leisten.
Würden die Versicherten die Prämienzahlung einstellen, würde die Versicherung einfach erlöschen. Die jahrelang bezahlten Prämien wären dahin. Doch findige Investoren haben hier einen Markt für sich entdeckt. Sie kaufen den Versicherten ihre Policen ab und zahlen die Prämie an deren Stelle weiter. Der Versicherte ist zufrieden, denn er erhält einen Geldbetrag, den er sonst nie erhalten hätte. Und der Investor zahlt die Prämie bis zum Tod des Versicherten weiter. Stirbt dieser, erhält der Investor die Versicherungssumme.
Das Risiko des Investors liegt klar auf der Hand: Die Lebenserwartung des Versicherten. Rein finanziell profitiert der Investor von einem frühen Tod (er muss nun weniger jährliche Prämien zahlen um die Versicherungssumme zu erhalten), erleidet aber bei einem deutlich über dem Durchschnitt liegenden Todesalters einen finanziellen Verlust (er zahlt mehr jährliche Prämien als in den Berechnungen vorhergesehen). Daher auch von mancher Seite der Vorwurf, mit diesen Produkten würde man vom Tod anderer profitieren. Ein Argument, das nicht wirklich hält. Denn in einem vernünftigen Portfolio liegen viele Versicherungsverträge, und es geht um die durchschnittliche Lebenserwartung. Zudem haben die Versicherten vom Investor einen fairen Kaufpreis erhalten, den sie bei einer reinen Aufgabe der Versicherung nie erhalten hätten. Für den Versicherten ist es also eine gute Sache. Und wann und woran er stirbt, hat nichts mehr mit der Police zu tun.
Für Investoren ist die Lebenserwartung des Versicherten das höchste Risiko. Die Medizin macht Fortschritte, und vor allem in den USA haben die Reichen (die tendenziell diese Versicherungen abgeschlossen haben) eher Zugang zu besserer medizinischer Versorgung. Sie leben gesünder und leben oft länger als der Durchschnitt der Bevölkerung. Das Produkt steht und fällt mit der korrekten Annahme der durchschnittlichen Lebenserwartung der Versicherten und ist stark von einem sachkundigen Manager abhängig.
Finanzprodukte auf US-amerikanische Lebensversicherungen sind eine sehr spezielle Assetklasse. Aufgrund ihrer Cashflow-Eigenschaften eignen sie sich nicht für jeden Investor. Für KAGs mit monatlichen oder quartalsweisen Performanceberichten wäre das Produkt zu volatil. Denn die Performance ist stufenweise. Der Fonds hat regelmäßige Ausgaben (die Versicherungsprämien), aber die Zuflüsse geschehen spontan und in großen Summen (immer, wenn jemand ablebt und die Versicherungssumme ausbezahlt wird). Die Zuflüsse sind nicht vorhersagbar und können die Gesamtperformance eines Portfolios verzerren. Nicht zu vergessen ist ferner die fehlende Liquidität!