Xaviers Blog: Ein Banker den das Leben schriebAls er noch ein junger Junior Händler war, verrät uns Xavier, lebte er ein sehr anstrengendes Leben. Er arbeitete viel und gern, war morgens stets der erste am Platz und abends einer der letzten, die die Bank verließen. Dann ging es gerade wegs zur Party oder in die Kneipe mit Kollegen oder anderen Bankerfreunden. Dort wurde geprahlt und geklotzt, was das Zeug hält. Das noch relativ bescheidene Gehalt, das Xavier am Anfang seiner Bankerkarriere bekam, wurde für Wodka, Champagner und Sushi ausgegeben.

Für die Miete blieb da wenig Geld übrig. Also teilte sich Xavier damals mit mehreren anderen jungen Bankern eine Wohnung. Jeder hatte sein Zimmer, nur die Küche und das Bad wurden geteilt. Xaviers Zimmer war das Kleinste, aber das machte nichts, denn er war ohnedies kaum zu Hause. Die viel zu wenigen Stunden Schlaf, in denen er seinen Rausch ausschlief, brauchte er nicht viel.

Die Wochenenden waren nicht viel besser. Xavier schlief dann deutlich länger, denn der Rausch vom Freitag oder Samstag war meist etwas intensiver als jener der anderen Nächte, aber viel zu Hause war Xavier dann auch nicht. Zumindest nicht im Wachzustand.

Das war alles grundsätzlich kein Problem. Wenn da nicht die doch recht strengen Kleidervorschriften der Bank gewesen wären. Ein frisches Hemd, dunkle Socken, dunkle Schuhe, dunkler Anzug, dazu eine möglichst teure Krawatte, das war die notwendige Uniform, die jeder Banker zu tragen hatte. Und das täglich. An Freitagen durften Krawatte und Sakko wegbleiben, nicht aber Hemd und dunkle Socken sowie die Anzughose.

Seine weißen Hemden und die Anzüge konnte Xavier in der Reinigung abgeben, die sich unter dem Bankgebäude befand. Aber was tun mit Unterwäsche und Socken? Diese abzugeben war Xavier zu peinlich. Allein der Geruch! Nein, das konnte er niemandem zumuten.

Doch zum Glück gab es bereits damals findige Geschäftsleute, die aus der Not der Banker Profit schlagen konnten. Xavier sah eines Tages eine Werbung für stets frische Unterhosen und Socken. Jede Woche frei haus geliefert. Immer neu, immer frisch, immer sauber, immer mit gutem Duft, und immer genügend für die ganze Woche. Was für eine Offenbarung für Xavier! Jeden Tag eine brandneue Unterhose und neue, schwarze Socken! Nie mehr Wäsche wachen oder verzweifelt in der Schmutzwäsche kramen und den Geruchs- und Fleckentest machen, welche Unterhose und welches Paar Socken wohl noch das geringste Übel wären! Nie wieder Schmutzwäsche! Denn die gebrauchten Unterhosen und Socken konnte Xavier einfach in den Mülleimer wandern lassen.

Wie viele Unterhosen und Socken Xavier so über die ersten Jahre seines Bankerlebens verbraucht hat, kann er nicht genau sagen. Aber es waren wohl sehr viele. Auf die Frage, ob das denn nicht eine unnötige Verschwendung von Ressourcen gewesen sei, zuckte Xavier nur mit den Schultern. Nach einigen Sekunden des Nachdenkens meinte er darauf nur, es wäre wohl eine größere Verschwendung gewesen, wenn er, der kluge und einzigartige Xavier, sich stundenlang mit Wäschewaschen hätte abgeben müssen. Und sowieso habe er damit nur die Wirtschaft belebt. Späte Einsicht? Fehlanzeige. Den Unterhosen- und Sockenservice empfiehlt Xavier übrigens an viele der jungen Banker weiter. Nicht wenige sind ihm dafür ausgesprochen dankbar, und den Wir-Versenden-Unterhosen-An-Banker-Versand freut es ebenso.