Xavier ist nervös. Ständig blickt er sich um und betrachtet alle Menschen um ihn misstrauisch. Wir fragen ihn, was denn los sei und wollen scherzeshalber wissen, ob er seinen Maserati wieder vor der Tür geparkt hat.
Doch vom Maserati will Xavier nichts mehr wissen. Er sagt uns, dass wir besser nicht davon reden sollten und den Maserati auch nicht gegenüber irgendwelchen Leuten, die danach fragen könnten, erwähnen sollten. Als wir wissen wollen, welche Leute er damit meinen könnte, wird Xavier noch nervöser und flüstert uns zu: „Die Bullen!“
Wir sind noch immer schwer von Begriff und denken zuerst natürlich an Börsenhändler und Spekulanten. Nein, nein, sagt Xavier, diesmal nicht, sondern die „echten“ Bullen. „Die Polizei?“ fragen wir erstaunt und für Xaviers Geschmack etwas zu laut.
„Psst, nicht so laut!“ ermahnt uns Xavier.
„Was ist denn passiert?“ wollen wir wissen. Dass es bei Xaviers Geschäften nicht immer ganz ethisch zugeht, ist uns klar, aber Xavier ein Betrüger?
Da kann uns Xavier beruhigen. Nicht er stünde im Zentrum der Ermittlungen, sondern sein Bekannter, von dem er sich den Maserati geliehen hatte. Eigentlich wollten ihn die Behörden wegen Anlegerbetrugs überführen, aber das sei immer so eine schwierige Sache. Also haben sie ihn erstmal wegen Steuerhinterziehung und möglicher Geldwäsche angeklagt. Alles sehr schlimm. Es geht um große Beträge. Und viele Anleger, die ihr nicht wirklich legales Geld über Xaviers Bekannten in dubiose Geschäfte gesteckt hatten.
Wir wollen unbedingt mehr wissen und stellen uns schon abenteuerliche Geldübergaben an düsteren Orten mit prall gefüllten, schwarzen Koffern vor. Xavier lacht uns aus. So etwas mache vielleicht die Mafia, aber doch kein Anlagebetrüger. Die Geldscheine brächten ihm die Investoren natürlich ins schicke Büro, wo jeder Schein auch abgezählt und vermerkt wurde. Die nicht unwesentlichen Geldpakete, die als Provision an Xaviers Bekannten flossen, wurden natürlich ebenfalls genau abgezählt und auf einem anderen Stapel im Tresor verwahrt. Die letzteren Scheine dienten dann den allgemeinen Ausgaben von Xaviers Bekanntem, und natürlich seiner hübschen Frau. An der Steuer vorbei, nicht deklariert und jetzt ein Problem. Aber, so betont Xavier, darum gehe es ihm nicht. Das sei Sache seines Bekannten, und dazu wolle er gar nichts wissen. Er, Xavier, könne es sich einfach nicht leisten, mit so jemandem auch nur irgendwie in Verbindung gebracht zu werden. Wie um alles in der Welt konnte es so weit kommen?
Xavier macht sich Sorgen. Sollte sein Name auch nur einmal in der Presse oder irgendwelchen Gerichtsakten erwähnt werden mit diesem Fall, sein guter Ruf wäre erledigt! Der Stress steht Xavier ins Gesicht geschrieben. Und der Maserati? Der steht wohl wieder auf dem Parkplatz des Bekannten.