Die sommerliche Hitze ist drückend. Doch Xavier bleibt tapfer und standhaft. Er trägt sein Sakko, noch dazu ein schwarzes, und versucht die Schweißperlen zu ignorieren, die ihm langsam aber kontinuierlich den Rücken hinunter laufen.
Niemals würde er sein Sakko bei einem Geschäftstermin ausziehen. Nicht nur, weil dann jeder die hässlichen Schweißränder unter seinen Armen sehen würde. Xavier ist überzeugt, dass er damit Stärke zeigt. Nichts kann ihn aus der Bahn werfen. Nicht einmal die größte, sommerliche Hitze. So sitzt er im schicken Garten des völlig überteuerten Restaurants bei 30 Grad im Schatten, schwitzt und denkt daran, dass er bald wieder in seinem klimatisierten Wagen sitzen wird.
Damit ist Xavier übrigens nicht allein. Im völlig überteuerten Restaurant ist er bei seinem Geschäftslunch in guter Gesellschaft. Beinahe alle Herren, die das Restaurant bevölkern, tragen dunkle Anzüge samt Sakko. Nur einige wenige haben es gewagt, sich der dicken Jacken zu entledigen. Auf diese blicken Xavier und seine Leidensgenossen übrigens mit Verachtung herab. Die Damen in ihren luftigen und knappen Sommerkleidern hingegen beneiden sie und denken gleichzeitig, dass der Sommer nicht nur Nachteile mit sich bringt.
Warum Xavier sein Sakko selbst im Sommer bei Geschäftsterminen niemals auszieht? Er würde sagen, weil man das einfach nicht macht. Mit Sakko fühlt sich Xavier einfach besser. So, als ob er Kompetenz und Wissen damit an- und ausziehen würde. Der Kunde nimmt ihn mit Sakko ernster, glaubt ihm mehr und kauft am Ende mehr bei Xavier ein. Xavier zuckt mit den Schultern und meint, im Grunde wäre doch alles recht einfach und das bisschen Schwitzen die zusätzlichen Geschäftsabschlüsse allemal wert. Der Schein ist wichtig, nicht das Sein. Wie so oft im Leben.