Gut gelaunt und mit schweren Taschen bepackt kommt uns Xavier entgegen. Offensichtlich hat er eine sehr erfreuliche Einkaufstour hinter sich. Schuhe können es demnach nicht sein, die sich in Xaviers Einkaufstaschen befinden, und sicherlich auch keine Straußeneier. Möglicherweise ein Koi, aber den würde er wohl vorsichtiger behandeln. Denn gerade hat Xavier die Taschen ziemlich grob in eine Ecke fallen lassen. Kein Koi, keine Eier und keine Schuhe also. Wir sind neugierig und versuchen, einen kleinen Blick in die Taschen zu werfen.
Xavier lacht über uns, lässt uns aber gewähren. Wir erkennen irgend eine Art Bausatz mit allerlei Glasröhren und Messingstangen. Wir blicken fragend in Richtung Xavier.
„Mein neues Hobby!“, erklärt uns Xavier stolz. „Ich werde jetzt meinen eigenen Schnaps brennen!“
Belustigt blicken wir auf Xavier und seine Einkaufstaschen. Der Bausatz sieht ziemlich kompliziert aus. Ob Xavier es wohl schaffen wird, die ganzen Teile in richtiger Reihenfolge zusammen zu stecken und zu schrauben, so dass am Ende auch wirklich Alkohol heraus tropft? Eigentlich würden wir lieber fragen ob er das denn kann, aber wir fragen stattdessen: „Ist das denn überhaupt erlaubt und legal?“
„Nun, man muss theoretisch anmelden, wann man wieviel Schnaps brennen möchte, und dann muss man dafür auch entsprechend Steuern bezahlen. Aber keine Sorge, ich habe den Bausatz aus einer anonymen Quellen, die merken gar nicht, dass ich selber Schnaps brenne!“ freut sich Xavier. Wir nicken und sehen schon vor uns, wie Xavier seine schicke Küche in ein Labyrinth aus Messingrohren und Glastrichtern verwandelt. So richtig vorstellen können wir uns die Sache ohnedies nicht. Unsere einzige Erfahrung mit Schnapsbrennen ist aus einer großen Rumfabrik, und dort waren laute Maschinen in einer riesigen Halle am Werk. Die einzigen Arbeiter mit guter Laune saßen dort an der Abfüllstation. Hinter ihnen ein Fass mit kleinen Gläsern und einem Krug mit klarem Inhalt. Nun, wer kann es ihnen verdenken. Und genau so sehen wir auch Xavier, wie er am Ende seines Bausatzes auf die destillierten Tropfen wartet und mit einem glücklichen Lächeln Tropfen für Tropfen auffängt.
„Welchen Schnaps willst du denn brennen?“ wollen wir von Xavier wissen.
„Pflaumenschnaps dacht ich mal, oder einen aus Äpfeln. Ich muss meiner Frau noch sagen, dass sie 100kg Pflaumen aus dem Supermarkt mitbringt. Oder besser 200kg, schließlich soll sich die Sache lohnen!“
Wir lachen, aber Xavier sieht uns nur erstaunt an. Er meint es offensichtlich ernst. Wir denken an Xaviers Frau, die Xavier wahrscheinlich einfach nur kopfschüttelnd erklären wird, dass er das bitte erstens selbst erledigen soll, und die Meische zweitens dann nichts in der Küche zu suchen hat. Xavier wird darauf voraussichtlich antworten, dass 200kg Pflaumen nun wirklich nicht in den Kofferraum seines schicken Sportwagens passen, und nein, auch nicht auf den Beifahrersitz, denn dort liegt schon die Golftasche, die ebenfalls nicht in den Kofferraum passt.
Leider muss Xavier nun los, denn er kann es gar nicht erwarten, seinen Bausatz zusammen zu bauen. Er verspricht uns aber, uns über das Projekt auf dem Laufenden zu halten und uns natürlich bei Gelegenheit eine Kostprobe mitzubringen. Vorausgesetzt es bleibt etwas übrig, denn schließlich, so weiß jeder, verdunstet Alkohol unheimlich schnell.