Xavier gönnt sich gerne etwas. Aber es sollte doch ein klein wenig außergewöhnlich sein. Also beschloss Xavier, wie er uns erzählt, sich eine neue Badewanne zu kaufen. In einer Designer-Zeitschrift hatte er sie gesehen. Aus schwerem Granit, sündhaft teuer und riesengroß. Die musste es sein. Die und keine andere.
Zunächst, so erzählt uns Xavier, musste der Boden seines Badezimmers verstärkt werden. Sonst hätte die Badewanne irgendwann in die darunter liegende Küche durchbrechen können. Nun, eine Badewanne in der Küche wäre auch sehr retro, aber so weit wollte Xavier dann doch nicht gehen. Also mussten Bauarbeiter eine neue Betondecke einziehen. Den Dreck und die Bauarbeiten nahm Xavier gerne in Kauf. Schließlich ging es um seine neue Superwann vom Superdesigner.
Um die riesige Badewanne dann in das Badezimmer zu bekommen, war ein eigener Kran notwendig, der das Monstrum durch ein Fenster anlieferte. Viele starke Männer waren notwendig, um das schwere Ding an die richtige Stelle zu bekommen. Aber im Verhältnis zum unverschämt hohen Kaufpreis waren die Kosten von Vorbereitung, Lieferung und Montage kaum der Rede wert.
Die Sache mit der Badewanne hat allerdings einen Haken. Sie ist so groß, dass Xaviers Warmwasserspeicher nicht reicht, um sie zu füllen. Zumindest nicht mit warmem Wasser. Und ungemütlich ist sie obendrein. Also badet Xavier nicht mehr. Aber darüber spricht er nicht gerne.
Doch hübsch ist sie, die neue Wanne. Xavier bewundert sie jeden Tag und freut sich über seinen – wie er selbst überzeugt ist – guten Geschmack, und darüber, dass er sich etwas gegönnt hat.