Xavier erzählt uns – diesmal ganz im Vertrauen – dass innerhalb der Bank grundsätzlich jeder versucht, den anderen zu betrügen. Schließlich will jeder am Ende mit dem besten Gewinn, den besten Geschäften, den dicksten Provisionen und damit dem schönsten Bonus und sichersten Arbeitsplatz dastehen. Also betrügen die Banker nicht nur ihre Kunden, sondern sich auch, wo es geht, gegenseitig.

Die größten Gewinner in der Kette sind natürlich die Sales Leute. Die schlagen am meisten Geld aus ihren Kunden, indem sie ihnen ständig erzählen, wie außergewöhnlich gut der Preis sei, dass man absolut keinen Spielraum mehr habe, es aufgrund der Volatilitäten, der Marktbewegungen, der Forward Kurven und was nicht sonst noch alles schon beinahe so ist, dass die Bank einen Verlust bei dem Geschäft machen muss. Das stimmt natürlich alles nicht. Der Preis beinhaltet immer noch eine absolut königliche Provision.

Doch was die Sales Leute nicht wissen ist, dass sie selbst auch nicht den absolut besten Preis von ihren Händlern bekommen. Diese nämlich verschieben je nach Geschäft kurz vor dem Abschluss nochmal schnell die Bewertungskurven. Denn diese werden von den Händlern gepflegt. Das bietet sich geradezu an, um daran ein bisschen herum zu manipulieren. Schließlich müssen die Händler auch ein Budget erfüllen. Sowieso sind die Händler immer sehr neidisch auf die fetten Gewinne, die sich die Sales Leute in die Produkte schneiden. Da empfinden sie es geradezu als Genugtuung, wenn sie den Sales Leuten auch ein bisschen vom Kuchen abluchsen.

Die Händler selbst werden wiederum von den Strukturierern und Exotenhändlern über den Tisch gezogen, und zwar nochmal ganz ordentlich. Sobald eine Option, ein Kündigungsrecht, ein Cap oder Floor in ein Produkt gepackt wird, schlagen die Strukturierer hier ordentlich nochmal eine Marge auf. Damit es nicht zu Diskussionen kommt, machen sie es so ähnlich wie ihre Kollegen im normalen Handel. Sie verschieben einfach die Kurven ein bisschen, je nachdem, in welche Richtung das nächste Geschäft gehen soll.

Und so zieht sich die Kette durch die Bank. Jede Abteilung tut, was sie kann, um ihre Ergebnisse zu maximieren. Dabei gehen alle sehr geschickt und möglichst geheim vor. Niemand würde das je zugeben. Doch am Ende ist jede Bank ein wild umkämpfter Dschungel, in dem jede Abteilung sehen muss, wo sie bleibt. Xavier liegt mit seinem Budget übrigens recht gut. Er scheint seinen Teil der Kette ganz gut zu machen.