Xavier kann gar nicht genug jammern wenn es um seine Ex-Frau geht. Sie würde ihm das letzte Hemd ausziehen und bekäme nie genug. Dabei würde sie sich trotzdem ständig noch beklagen, wie geizig Xavier ihr gegenüber doch sei. Und das, obwohl Xavier ihr damals sogar das gemeinsame Sofa und die Katze überließ. Er versteht die Frauen nicht, sagt uns Xavier, und schüttelt mit einer mitleiderregenden Miene den Kopf. Dabei hätte er seine Frauen doch immer gut behandelt. Nicht so, wie sein guter Bekannter, nennen wir ihn Banker N.
Selbstverständlich fragen wir nach, was bei Banker N. denn vorgefallen sei. Wir wollen wie immer das möglichst ganze Bild verstehen. Und so erfahren wir interessante Dinge, die wie aus einem schlechten Roman klingen.
Die Geschichte mit Banker N. liegt nun bereits einige Jahre zurück, erzählt uns Xavier. Die Frau von Banker N. hatte einen attraktiven Job in einer schweizer Bank, der ihr gut gefiel und bei dem sie nicht nur passabel verdiente, sondern auch Aufstiegschancen hatte. Der Mann, Banker N. also, wollte aber unbedingt als Investmentbanker nach London, um dort in der großen Finanzwelt mitzuspielen. Tatsächlich erhielt er nach langem Bemühen ein Angebot einer gar nicht so schlechten Bank und zog binnen weniger Wochen in die britische Finanzmetropole. Seine Frau sollte in wenigen Monaten nachkommen, sobald Banker N.s Probezeit abgelaufen war.
Als es nun endlich so weit war, kündigte die Frau schweren Herzens ihren Job, schrieb sich an einer Universität in London ein, um zumindest nicht völlig untätig zu sein, und fuhr hinter dem voll bepackten Möbelwagen her nach London zu ihrem geliebten Ehemann.
Die Überraschung war groß, als die Frau in ihrem neuen Zuhause ankam. Denn da wohnte nicht nur Banker N., sondern auch noch eine andere Frau! Auf ihre Nachfrage bekam die Ehefrau ein arrogantes: „Entweder zu akzeptierst es und arrangierst dich damit und lebst ein finanziell angenehmes Leben, oder eben auch nicht. Deine Entscheidung.“ Nun gut, der weitere Verlauf der Geschichte ist bekannt. Die Ehefrau akzeptierte die Situation so nicht, reichte die Scheidung ein und versuchte tatsächlich, Banker N. dabei das letzte Hemd auszuziehen. Was ihr großteils auch gelungen ist.
Das Timing von Banker N.s Ehefrau war übrigens gar nicht so schlecht, erzählt uns Xavier. Denn wenige Monate danach verlor Banker N. seinen Job. Geld weg. Frau weg. Geliebte auch weg. Xavier schüttelt dabei mitleidig den Kopf und zuckt mit den Schultern. Das Leben eines Bankers sei ausgesprochen hart, sagt Xavier mehr zu sich selbst als zu uns und verliert sich in seinen Gedanken.