Xavier versteht es absolut meisterhaft, selbst die kleinsten Erfolge so groß aufzubauschen, dass Chefs, Kollegen, Kunden und sogar Fremde, die zufällig den Gesprächen lauschen, nicht anders können, als bewundernd und häufig auch neidisch auf Xavier zu sehen.

Damit unterscheidet sich Xavier maßgeblich von den vielen Intelligenzbestien, die es immer mal wieder für einige Zeit auf den Trading Floor verschlägt. Die meisten halten sich nicht lange. Niemand bemerkt sie und ihre Erfolge. Welche Erfolge sollten das auch sein? Sie sprechen nicht darüber, arbeiten nur stumm und verbissen vor sich hin und erzählen ihre Leistungen nicht jedem, der es nicht hören will. Also kann da auch nicht viel dahinter sein ist Xavier überzeugt. Das denken auch die Chefs. Ihnen gefällt Xavier viel besser.

Denn Xavier ist da anders. Jede kleinste Kleinigkeit, die Xavier seiner Meinung nach bravourös gemeistert hat, wird laut erzählt und mit vielen Details aufgebauscht. Gerne benutzt Xavier dafür das Telefon. Mit besonders lauter Stimme erzählt er der fiktiven Person, die sich am anderen Ende der Leitung befinden könnte (es aber natürlich nicht tut) davon, wie er praktisch im Alleingang und nur durch seinen aufopferungsvollen und absoluten Einsatz quasi die Welt gerettet hat. Sei es der Kunde, den er in wirklich allerletzter Sekunde vor dem Einbrechen des Marktes gerade noch so mit seinem Vermögen gerettet hat, und dabei quasi nebenbei der Bank noch ein kleines Vermögen an Provisionen und Margen verdient hat. Oder der Future Short, den er zum exakt richtigen Zeitpunkt wieder glatt gestellt hat. Er erzählt alles natürlich völlig im Vertrauen. Was kann Xavier dafür, dass seine Telefongespräche von so vielen zufällig umher stehenden Personen belauscht werden und mache die falschen Schlüsse daraus ziehen?

Neben den Telefongesprächen erzählt Xavier gerne auch den jüngeren Mitarbeitern, den sogenannten Juniors, von seinen heroischen Taten. Und das just zu dem Zeitpunkt, zu dem der Chef in der Regel den Raum betritt oder an der Gruppe vorbei läuft. Manchmal bleibt der Chef dann auch kurz stehen, klopft Xavier bewundernd und stolz auf die Schulter und sagt zu den Juniors: „Nehmt euch ein Beispiel an diesem Mann!“ Xavier lächelt dann bescheiden und freut sich insgeheim darüber, dass sein Bonuskonto in diesem Moment wieder an Wert gewonnen hat. Wenn nur alles im Leben so leicht wäre.

Zu absoluter Höchstform läuft Xavier allerdings bei großen Abendveranstaltungen oder auch Team Drinks auf. Dann ist er nicht mehr zu bremsen. Laut und selbstbewusst prahlt er mit den tollsten Taten, den besten Trades, den fettesten Kunden und damit, was er sich von seinem nächsten, dicken Bonus nicht alles kaufen wird. Xaviers Fantasie sind dann kaum Grenzen gesetzt. Wen kümmert es, dass der Großteil der Geschichten sich nicht ganz exakt so zugetragen haben, wie Xavier das an diesen Abenden erzählt. Schließlich, so denkt Xavier, ist alles nur relativ und alles ohnedies nur eine Frage der Sichtweise. Ein bisschen übertreiben, das täten sie doch alle, meint Xavier da und zwinkert uns zu.