Xaviers Blog: Ein Banker den das Leben schrieb. Eine Kolumne von Martina BahlXavier ist ganz aufgeregt. Er plant gerade für sich und seine Abteilung eine Weihnachtsfeier. Teilnahme obligatorisch, versteht sich. Dabei hat Xavier bereits ein ganz tolles Restaurant im Blick, in dem er unbedingt einen Tisch reservieren möchte. Dummerweise besteht Xaviers Abteilung aus etwa 40 Personen. Denn schließlich ist Weihnachten, das Fest der Nächstenliebe und so weiter, und da, so Xavier, müsse man schließlich auch einmal im Jahr an Sekretärinnen, Assistentinnen, Backoffice Mitarbeiter und so andere Hilfskräfte denken. Die sollten sich zumindest einmal im Jahr auch gut fühlen dürfen. Allerdings, so sagt uns Xavier, versteht er nicht, warum sich gerade die Hilfkräfte der Abteilung nicht auf die gemeinsame Weihnachtfeier freuen. Sie sollten doch froh sein, dass sie gemeinsam mit Stars wie Xavier einen ganzen, schönen Abend verbringen dürfen!

Wir sind neugierig und wollen von Xavier wissen, wo er die Weihnachtsfeier denn nun abhalten will. Xaviers Augen leuchten, als er uns von diesem wunderbaren, französischen Restaurant erzählt, das er unlängst entdeckt hat. Ein Geheimtipp! Bald wird das Restaurant bestimmt einen Michelin Stern haben, da ist sich Xavier sicher. Bei gestopfter Entenleber und feinstem Bordeaux lässt es sich dort richtig gut Schlemmen! Ein wenig schwierig wird es aber, weil im Restaurant selbst nur etwa 20 Personen gleichzeitg Platz finden. Doch wenn alles gut läuft, kann Xavier einen Nebenraum anmieten, in dem das Team dann standesgemäß feiern kann.

Wir loben Xavier ob seiner Großzügigkeit, denn ein Essen für 40 Personen in einem teuren, französischen Restaurant kostet doch sicherlich ein Vermögen! Xavier lacht und fragt uns, ob wir denken, er hätte im Lotto gewonnen! Das sei nur Weihnachten, und das findet jedes Jahr statt. Keine erfolgreiche Deal Feier, sondern eine Team Weihnachtsfeier! Einige der Getränke würde die Bank schon übernehmen, aber das Essen, das muss bitte schon jeder selbst bezahlen!

Wir fragen, ob sich denn das alle leisten können? Xavier blickt uns völlig überrascht an. „Warum denn nicht? So ein bisschen Essen kann sich doch jeder Mensch leisten!“ Er schüttelt völlig verständnislos den Kopf. Wir überlegen kurz, ob wir mit Xavier eine Diskussion darüber anfangen sollen, wie ganz normale Menschen im Alltag leben, lassen es dann aber bleiben. Wir bezweifeln sehr, dass Xavier unseren Gedankengängen würde folgen können.