Völlig müde von der langen Reise in die steirischen Berge kommt Xavier am Bahnhof eines kleinen Ortes, dessen Namen er sich nicht und nicht merken kann, an. Dort erwartet ihn bereits sein Gastgeber. Gekleidet wie ein Jäger in grüner Lodenhose, mit einer ebenfalls grünen Lodenjacke und einem Filzhut samt original Gamsbart wartet der Hüttenwirt auf Xavier. Verfehlen können sich die beiden kaum, denn außer Xavier steigt niemand aus dem Zug, und auf dem kleinen Bahnsteig wartet ansonsten auch niemand. Bahnsteig mag zudem etwas hoch gegriffen sein. Die Bushaltestelle vor Xaviers Bank ist größer und vor allem belebter!

Xavier ist sichtlich beeindruckt vom Outfit seines Gastgebers.

„Was für ein Hut! So einen hätte ich auch gerne!“ ruft Xavier dem Mann entgegen. Der lacht laut, nimmt den Hut von seinem Kopf und setzt ihn Xavier auf’s Haupt:

„Den leih ich dir für deinen Urlaub hier bei uns! Der passt gut zu deinem Anzug!“

Dann schnappt sich der Hüttenwirt Xaviers silbernen Hartschalenkoffer und hievt ihn auf die Ladefläche seines Pickups. „Du kannst dich ja dann in der Hütte umziehen!“ ruft ihm der Hüttenwirt zu, und schon geht die Fahrt los.

Xavier ist beeindruckt von dem vielen Grün. Die asphaltierte Straße ist bald zu Ende, und der Pickup holpert über eine in Xaviers Augen viel zu enge Schotterstraße. An mehreren Stellen muss der Hüttenwirt Schranken öffnen, und Xavier wundert sich, warum die nicht elektrisch nach oben gehen. „Kein Strom im Tal!“ ruft der Wirt ihm zu, bevor der Pickup hinter einer engen Kurve scharf bremsen muss.

„Oh, so viele Kühe!“ ruft Xavier begeistert beim Anblick des versperrten Weges.

„Jungrinder sind das! Sauviecher, haut’s ob!“ ruft der Hüttenwirt und hupt. Aber die steirischen Jungbullen und Jungkühe lassen sich davon nicht beeindrucken. Stattdessen kommen sie näher und haben ihre neugierigen Blicke eindeutig auf die Ladefläche des Pickups geworfen. Der Hüttenwirt wird nervös. Er fürchtet zu Recht um seine Außenspiegel und um seinen Benzinschlucker.

„Schnell, Mann mit dem Anzug, aussteigen! Klatsch laut in die Hände und schrei laut, damit die Sauviecher weggehen!“ befielt der Hüttenwirt Xavier. Dieser ist noch etwas zögerlich und fragt: „‚Sauviecher? Ich dachte das sind Jungrinder?“

„Aussteigen!“ brüllt der Hüttenwirt, und Xavier springt erschrocken aus dem Auto. Der Pickup ist deutlich höher als die tiefliegenden Sportfahrzeuge, die Xavier aus der Stadt kennt. Er purzelt hinaus und stürzt beinahe. Im letzten Moment kann er sich mit einem langen Schritt zur Seite stabilisieren. Der Untergrund fühlt sich allerdings viel zu weich an. Als Xavier nach unten blickt, ist er schlichtweg entsetzt: Er ist in einen Kuhfladen getreten! Noch dazu einen ganz frischen, dicken und noch warmen! Seine teuren, schönen Lederschuhe! Ruiniert!

Xavier bekommt einen spontanen Wutanfall. Er rennt auf die Jungrinder zu, brüllt wieder und wieder: „Weg, ihr Sauviecher!“, und schlägt dabei mit einem Zweig, den er zufällig am Wegrand zu packen bekommen hat, wild um sich. Die Rinder springen erstaunt in den Wald und betrachten den immer noch tobenden Xavier aus sicherer Entfernung.

Irgendwann klopft ihm der Hüttenwirt auf die Schulter und sagt: „Gut hast das gemacht. Jetzt sind sie weg. Kannst wieder einsteigen. Aber mit den Schuhen, da kommst mir nicht ins Auto. Kannst auf die Ladefläche steigen! Weit is eh nimma!“ Xavier, der nach diesem Wutanfall irgendwie sehr entspannt ist, klettert ohne viel Widerrede auf die Ladefläche. Er setzt sich zwischen seinen Koffer und eine Palette Dosenbier. Xavier grinst.

Die Fahrt dauert trotzdem noch einige Zeit. Weit ist es nicht mehr, das ist richtig, aber der Weg so schlecht, dass selbst der Pickup nur sehr langsam voran kommt. Schlagloch über Schlagloch muss umfahren oder durchfahren werden. Von den vier Dosen Bier, die Xavier sich genehmigt, landet gefühlt die Hälfte auf Xaviers Anzug. Kuhkacke auf den Schuhen, Bier auf dem Anzug, Xavier schüttelt den Kopf und denkt, dass es nun auch nicht mehr schlimmer kommen kann. Wie er sich doch irrt!