Xavier hat schon viel ausprobiert wenn es um Investments geht. Doch bei seinem letzten Besuch im VIP Bereich der Pferderennbahn, wo er zu einem schicken Event eingeladen war, kam ihm die zündende Idee. Er wird in ein Rennpferd investieren!
Glücklicherweise, wie es der Zufall so wollte, lernte er noch am selben Tag einen Pferdezüchter kennen. Es hätte sich kaum besser treffen können, denn dieser Züchter hatte gerade einige junge Pferde im Stall, die er verkaufen wollte. Allesamt vielversprechende Vollbluttiere mit hochkarätigem Stammbaum und jeder Menge Potenzial. Xavier und der Züchter vereinbarten noch am selben Tag , dass Xavier gleich drei der Tiere kaufen würde.
Nun versteht Xavier nicht viel von Pferden. Nicht viel ist dabei bereits eine Übertreibung. Im Grunde hat Xavier von Pferden, Reiten und Rennen keine Ahnung. Aber das macht nichts, dachte Xavier, denn wer von den vielen Investoren, die beispielsweise in Kunst investierten, hätte davon richtig Ahnung? Er hatte zum Glück den Züchter, der alles für ihn machen würde.
Xavier kaufte also drei junge Pferde für eine nicht ganz zu vernachlässigende Summe. Die monatlichen laufenden Kosten waren ebenfalls nicht unerheblich. Stallgebühr, Futter, der Trainer, Tierarztrechnungen, Versicherungen und jede Menge Zubehör, das die Pferde und ihre Trainer wohl unbedingt benötigten. Xavier kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Regelmäßig besuchte er das Gestüt, besah sich die Pferde, schaute den Trainern ein bisschen zu und trank mit dem Züchter und Leiter des Gestüts einen Whiskey. Xavier fühlte sich ungemein wichtig und sah als großer Investor goldenen Zeiten entgegen. Vor seinem geistigen Auge sah er seine drei Rennpferde bereits große Rennen gewinnen, und sich selbst sah er mit großen Pokalen und einem breiten Siegerlächeln auf dem Cover von Sportzeitschriften.
Irgendwann so nach einem Jahr verlor Xavier nach und nach das Interesse an seinen Rennpferden. Das Training kostete ihn immer noch Unsummen an Geld, der regelmäßige Besuch auf dem Gestüt langweilte ihn, und eine Teilnahme an namhaften Rennen war auch nicht in Sicht. Ganz so talentiert und schnell schienen seine drei Vollblutpferde doch nicht zu sein. Also wollte Xavier verkaufen. Doch an wen? Niemand wollte seine drei Pferde auch nur annähernd zu dem Preis erwerben, den er vor einem Jahr dafür bezahlt hatte, geschweige denn die angefallenen Kosten abdecken.
Xavier hat seine Pferde noch immer. Bisher wollte sie ihm niemand abkaufen. Aber Xavier ist wie viele Investoren, die auf teuren Anlagen sitzen, noch immer voll Hoffnung. Irgendwann, so denkt Xavier, werden seine Pferde doch noch ein Rennen gewinnen. Und dann wird er sie für teuer Geld verkaufen. Er brauche nur ein wenig Geduld. Das redet er sich zumindest ein. Auf unsere Frage, was er machen wird, wenn die Pferde doch keine Preise gewinnen, will er nicht eingehen. Darüber wolle er gerade nicht nachdenken.