Xavier ist noch immer davon überzeugt, verfolgt zu werden, und zwar von Sicherheitsmännern oder womöglich auch Frauen der bankeigenen Mitarbeiterüberwachungsabteilung. Der bankeigene Superspionagecomputer hatte Xavier als mögliche Bedrohung ausgemacht, da war sich Xavier sicher, und das natürlich zu Unrecht. Es handelte sich um ein riesiges Missverständnis, aber das aus dem Weg zu räumen, war eine komplexe Aufgabe.

Wir beraten mit Xavier, was er machen kann, um den Spionagecomputer davon zu überzeugen, dass er harmlos war. Der Computer und sein Algorithmus analysieren schließlich Daten, die wiederum anfallen, sobald Xavier etwas macht oder eben nicht macht oder nicht so macht wie er sie sonst immer gemacht hat. Xavier muss also nachdenken, welche Gewohnheiten er in letzter Zeit verändert haben könnte, oder mit welchen Personen er in Verbindung gebracht werden könnte, die Dreck am Stecken haben könnten.

Als erstes verspricht Xavier, sich Ersatzschlüssel vom Autohändler zu besorgen, und künftigt wieder wie gewohnt mit dem eigenen Auto zu fahren. Die Sache mit den häufigen Taxifahrten könnte tatsächlich als Abweichung zur Norm gesehen werden.

Seine Mittagessenszeit wird er zehn Minuten nach vorne verlegen, um nicht zufällig mit jemand Falsches in der Schlange zu landen. Er wird auch genau darauf achten, nicht mit Kollegen am Tisch zu sitzen, mit denen er bisher gegessen hat.

Zusätzlich wird er versuchen, seinen Tagesablauf samt aller Gewohnheiten akribisch genau zu takten, um jeden Tag um exakt die selbe Uhrzeit zur Arbeit zu kommen, zur Toilette zu gehen, sich Wasser und Kaffee zu holen und seine Emails zu lesen. Monotonie könnte der Schlüssel zum Erfolg sein, je langweiliger je besser. Bald werden Computer und physische Verfolger das Interesse an ihm verlieren.

Wir werfen noch ein, dass wir gelesen haben, dass manche Unternehmen auch auf Anzeichen von schlechter Laune oder Depression achten würden, und depressive oder unzufriedene Mitarbeiter als potenzielle Gefahren für Datenlecks oder fahrlässige Fehler ausmachen würden. Wir empfehlen Xavier, ab nun jeden Tag Emails und Chats mit fröhlichen Nachrichten und Wörtern zu schreiben, dazu gezielt Internetseiten mit lustigen aber völlig harmlosen Inhalten wie heiteren Tierfilmen oder schönen Nachrichten, positiven Aktienreports und bullischen Volkswirtschaftsanalysen zu öffnen und entsprechend lange geöffnet zu lassen. In seinen Telefongesprächen sollte er möglichst häufig lachen, gleichgültig ob es nun passt oder nicht, das kann der Computer sowieso nicht erkennen, und vor allem nie und nimmer seufzen, so wenig wie möglich fluchen und dazu einen dynamischen Gang an den Tag zu legen, sei es auf dem Weg zur Toilette oder zur Kantine. Xavier findet unseren Vorschlag brilliant und will ihn sofort in die Tat umsetzen.

Wir haben ein schlechtes Gewissen. Denn was, wenn Xavier sich die ganze Sache wirklich  nur einbildet? Mit unserer Anteilnahme und den Ratschlägen bestärken wir Xavier nur noch mehr in seiner Überzeugung, verfolgt zu werden, und jetzt haben wir ihn auch noch dazu ermutigt, in geschäftlichen Telefonaten zu lachen, wo es womöglich gar nicht passt? Aber gut, ein wenig Witz und Albernheit in den Bankeralltag zu bringen, mag auch nicht schaden.