Xavier kommt zu spät zu unserem heutigen Treffen. Er wirkt abgehetzt und hat unglaublich schlechte Laune. Wir vermuten, dass eine Handelsposition schlecht gelaufen ist, ein Kunde womöglich abgesprungen ist, oder ein Kollege anstelle von Xavier befördert wurde. Doch nein, es ist nichts dergleichen. Die Sache ist viel ernster!

„Ich brauche einen Regenschirm!“, jammert Xavier. „Aber ich finde keinen, der passt!“

Dabei war Xavier bereits in mehreren Läden, und auch im Internet hat er sich umgesehen. Sein ganzes Wochenende hat er damit zugebracht, nach dem richtigen Schirm zu suchen. Erfolglos.

Wir sehen Xavier ratlos an. Ein Regenschirm? Davon gibt es doch an jeder Ecke einen zu kaufen!

Aber nein, so einfach ist die Sache bei Xavier nicht. Für ihn ist ein Regenschirm eine überaus ernste Angelegenheit. Da kann es nicht einfach ein billiger Schirm aus dem Supermarkt sein, oder gar einer mit Werbeaufdruck vom Broker oder Bloomberg! Oh nein, der Schirm muss Würde und Qualität ausstrahlen! Der Griff muss schön sein, das Muster muss passen, der Stoff auch, und stabil und einfach zu handhaben muss er auch sein! Bei den billigen Dingern klemmt man sich nur zu leicht die Haut der Finger ein, der Wind dreht ihn um nu um, und überhaupt kann ein Mann mit Stil nur mit einem eleganten Schirm das Haus verlassen.

„Was ist denn mit deinem letzten Schirm passiert?“, wollen wir von Xavier wissen.

„Vergessen. Im Taxi.“ Xavier ist zerknirscht. Und alles nur, weil er die Autoschlüssel noch immer nicht wiedergefunden hat, und deshalb täglich mit dem Taxi unterwegs ist.

Wir schlagen Xavier vor, anstelle eines Schirms doch einfach eine wasserdichte Jacke mit Kapuze zu kaufen. Als Antwort erhalten wir nur schallendes Lachen, das gar nicht mehr aufhören will. Und zugegeben, die Vorstellung von Xavier in einer Regenjacke mit Kapuze über dem Kopf und der neuen Haarpracht finden auch wir lustig.