Der US-amerikanische Leveraged Loan Markt ist ein ganz spezielles Marktsegment im Bereich der Unternehmensfinanzierung. Hier nehmen hoch verschuldete Unternehmen (deshalb auch der Begriff „leveraged“) Geld in Form von Krediten, hierzulande in etwa vergleichbar mit Schuldscheindarlehen, bei Investoren auf. Die Nachfrage nach Leveraged Loans in den USA ist riesig, mit derzeit geschätzten 700 Mrd USD an Neuemissionen jährlich.
Leveraged Loans sind keine Wertpapiere, so wie auch Schuldscheindarlehen in Deutschland keine Wertpapiere sind. Das nutzen die Unternehmen, die Leveraged Loans begeben aus, und gestalten die Dokumentation entsprechend frei. Besonders interessant ist, dass in mindestens 75% der Dokumente sich der Schuldner das Recht einräumt, bestimmte Investoren vom Kauf der Kredite auszuschließen. Diese absolut übliche Praxis wird „Schwarze Listen“ oder geschmacklos auch „Shindlers Liste“ genannt, nach dem CFO von Nextel, Steve Shindler, der in den 1990er Jahren erstmals Investoren vom Kauf seines Schuldscheins ausgeschlossen hat.
Im ansonsten freien Kapitalmarkt klingt das System befremdlich, ist aber teils verständlich. Gerade hoch verschuldete Unternehmen sind in den USA immer wieder Angriffen von Hedge Fonds und Private Equity Gesellschaften ausgesetzt, die massenweise Schuldscheine aufkaufen und das Unternehmen damit unter Druck setzen oder gar zerschlagen. Als weiteres Argument verwenden Unternehmen gerne, dass vertrauliche Firmeninformationen, die im Zuge des Verkaufs von Schuldscheinen an Investoren gegeben werden müssen, nicht an Konkurrenten gelangen sollen. Konkurrenten und bestimmte Investoren landen dann häufig auf der Schwarzen Liste.
Im Bereich der Schuldscheindarlehen kennen wir diese Praxis in Europa nicht, möglicherweise auch, weil es hierzulande einerseits nur einen kleinen Markt für diese Art der Unternehmensfinanzierung gibt, aber auch, weil Investoren hier selten durch Kreditaufkäufe Einfluss auf Unternehmen ausüben.