kapitalmarktteam.de: Redner und Schulungsleiter zu allen Themen rund um Börse und FinanzmarktDer Libor, die London Interbank Offered Rate, ist eine Information, die bis 2014 von einer privaten Organisation (der British Bankers Association) veröffentlicht wurde, und für die freiwillig abgegebene Daten zu einer Durchschnittszahl aggregiert wurden. Über viele Jahrzehnte hat die British Bankers Association ihre Mitglieder und  globale Banken auf freiwilliger Basis befragt, wo denn ihre Refinanzierungskosten im Interbankenmarkt liegen. Diese gaben dann die Sätze bekannt, nach Laufzeiten und Währungen aufgeschlüsselt. Daraus wurde ein Durchschnitt gebildet, exklusive der höchsten und niedrigsten Ausreisser, nach bester, statistischer Manier. Zusätzlich wurden auch die Einzeldaten der jeweiligen Banken veröffentlich. Jeder im Markt konnte sich also ansehen, zu welchen Sätzen sich die Deutsche Bank, UBS, Citi, Barclays und so fort im Interbankenmarkt Geld leihen konnte.

Die Höhe der Zinsen, die im unbesicherten Interbankenmarkt verlangt wird, hängt natürlich auch sehr von der aktuellen Bonität des Instituts ab. Griechische Banken dürften derzeit eher exorbitant hohe Zinsen zahlen, eine Deutsche Bank im Vergleich eher niedrige.

Heute wird der Libor übrigens von der Intercontinental Exchange Benchmark Administration Ltd verwaltet und der Euribor vom European Money Markets Institute. Letzteres ist die umbenannte European Bankers Federation, das Äquivalent zur British Bankers Association. Gesammelt werden die Daten noch immer wie zuvor. Das Regularium soll strenger geworden sein, sowie die Aufsicht besser. Die Daten werden noch immer auf freiwilliger Basis geliefert. Für Euribor besteht das Panel der Kontributoren derzeit aus 24 Banken. In den vergangenen Monaten haben sich übrigens 19 Banken aus dem Euribor Panel zurückgezogen. Wer kann es ihnen verdenken? Hier gibt es nichts zu gewinnen, aber offensichtlich viel zu verlieren! Schließlich mussten internationale Banken bisher für Libor Manipulationen über 9 Milliarden USD an Strafen für unrichtige Beiträge berappen.

Für zukünftige Finanzprodukte könnte es deshalb interessant sein, sich die Verwendung alternativer Referenzsätze wie Eonia oder OIS zu überlegen.