Schon früh geht die Sonne auf über Xaviers Almhütte. Mit leichten Kopfschmerzen wacht Xavier auf. Das Bett quietscht, als er sich umdreht, was aufgrund der durchgelegenen Matratze sowieso kaum möglich ist. Es ist noch früh am Morgen, aber das ist ein Krach! Die Vögel zwitschern mit einer Lautstärke, die Xavier so nicht für möglich gehalten hatte. Die einfach verglasten Fensterscheiben halten keinen Schall ab, und offensichtlich leben ganze Vogelschwärme direkt vor dem kleinen Fenster neben dem alten Bett. Xavier will sein Gesicht im Kissen vergraben, aber das stinkt so moderig, dass er es nicht allzu lange aushält.

Xavier steht also auf. Es ist eiskalt. Er versucht, den Ofen einzuheizen. Neben dem alten, gußeisenen Herd gibt es für Gäste wie ihn, die normalerweise maximal ein Thermostat drehen oder eine App bedienen, eine Gebrauchsanleitung. Es dauert eine kleine Ewigkeit, bis das Feuer im Inneren lodert. Und noch eine weitere Ewigkeit, bis der Ofen endlich warm wird.

Xavier sehnt sich nach einer warmen Dusche. Er stinkt nach Kuhfladen und Bier vom Vortag. Doch so sehr er auch in und um die Hütte sucht, es gibt kein Badezimmer. Das Klo ist ein Plumpsklo hinter dem Haus. Außer dem alten Brunnen vor der Hütte gibt es kein fließendes Wasser, und das Wasser, das mit einem irren Druck in den Brunnen fließt, ist eiskalt. Xavier seufzt tief, zieht sich trotzdem splitternackt aus, und wäscht sich am Brunnen.

Die Laune von Xavier ist nicht besonders gut. Das Bier ist aus! Und das schon nach dem ersten Abend! Was um alles in der Welt soll er denn nun machen! Der Hüttenwirt kommt ihn erst morgen abend abholen! Zwei volle Tage in der Einöde, und das ohne Bier! Dummerweise hat Xavier auch die halbe Flasche Schnaps, die er in der Hütte gefunden hat, schon am Vorabend ausgetrunken. Xavier ist etwas verzweifelt. Er versucht, den Hüttenwirt anzurufen. Er muss ihm neues Bier bringen! Doch Xaviers Mobiltelefon hat keinen Empfang. „Verdammt!“ denkt Xavier. Doch dann fällt ihm glücklicherweise der Kontakt für Notfälle ein: Resi!

Xavier schlüpft in seinen zweiten Anzug, verzichtet aber ausnahmsweise auf eine Krawatte. Zum Glück hat er auch noch ein zweites Paar Schuhe eingepackt! Und so macht er sich auf den Weg hinunter zum Bach. Irgendwo auf der anderen Seite lebt Resi und betreibt dort eine Almhütte für Wanderer!

Über den Bach führt eine kleine Brücke, die allerdings nicht viel mehr ist als ein Baumstamm und auf halber Höhe ein großer Ast, der auf einer Seite als Handlauf dient. Vom Sonnenschein des Vortags ist nichts mehr zu sehen. Es nieselt leicht und der Baumstamm ist rutschig. Xavier flucht und trippelt vorsichtig über die provisorische Brücke. Auch der Weg zu Resis Hütte ist eine Herausforderung, denn auf den feuchten Steinen finden Xaviers glatte Lederschuhe nicht den optimalen Halt.

Müde und mit schmutzigen Schuhen kommt Xavier bei Resis Hütte an. Die ältere Frau im Dirndl schaut belustigt, als sich Xavier nähert: „Ein Stadtmensch! Wo kommst du denn her bei dem Regen?“

Resi und Xavier schließen schnell Freundschaft. Schließlich wird Xavier an diesem Tag Resis bester und auch einziger Kunde. Bier sowieso, Schnaps auch, dazwischen ein zünftiges Essen, und alles in der gemütlichen Stube bei Resi. Xavier findet, so kann man es aushalten! Wegen dem Regen kommen auch sonst keine Wanderer an diesem Tag, und Resi und Xavier spielen Karten, um sich die Zeit zu vertreiben.

Für den Rückweg gibt Resi Xavier noch ein altes Paar Wanderschuhe, die einmal ein Wanderer da gelassen hat. In nüchternem Zustand hätte Xavier diese stinkenden Dinger nie angezogen, aber nach so viel Bier und Schnaps ist ihm das nicht mehr so wichtig.

Mit dem Hut des Hüttenwirts und den alten Wanderschuhen zum Anzug sieht Xavier zwar etwas eigenartig aus, aber außer den Jungrindern, die sich offensichtlich noch immer an Xaviers Wutanfall vom Vortag erinnern können und ihn mit Argwohn betrachten, begegnet ihm ohnedies niemand. Zurück in seiner Hütte legt er sich in sein Bett und bewundert durch das Fenster den Sternenhimmel. Dann wundert sich Xavier, was um alles in der Welt er überhaupt hier macht. Als sich sein Bett vom vielen Schnaps allzu schnell zu drehen beginnt, schließt er die Augen und schläft ein.