Xavier ist wieder einmal fix und fertig. Wie automatisch fährt er sich mit beiden Händen wild durch die Haare. Zumindest durch das, was auf seinem Kopf noch so sprießt. Im nächsten Moment hält Xavier allerdings inne. Er will sich nicht auch noch die letzten Haare ausreißen. Wie ein Häufchen Elend sitzt er da und starrt auf seine Hände.

Wir versuchen Xavier aufzumuntern. Unsere Argumente: „Alter bedeutet Lebenserfahrung!“ oder „Ab einem gewissen Alter wird man erst richtig ernst genommen!“ stoßen bei Xavier allerdings nicht auf große Resonanz. Er ist immer noch verzweifelt.

„Banking und Handel, da wollen alle nur junge Leute!“ jammert Xavier.

Wir versichern ihm, dass er mit seinem braun gebrannten Teint und seinen gut geschnittenen Anzügen mindestens fünf Jahre jünger aussieht als er ist. Doch dafür ernten wir erst recht einen Blick, der halb zornig und halb resignierend ist. Fünf Jahre, das ist offensichtlich zu niedrig gegriffen. Doch allzu sehr wollen wir Xavier auch nicht anschwindeln.

„Ein Tuppé?“ fragen wir zögerlich. Xavier schaut auf. Daran hat er wohl auch schon gedacht. Aber nein, das wirkt doch zu lächerlich. Er hat schon welche anprobiert. Er weiß, wovon er spricht.

„Ich denke es muss ein Haartransplantat sein!“ nickt Xavier. Wir kneifen die Augen zusammen bei dem Gedanken. Ein Haartransplantat, das ist schmerzhaft, langwierig, und naja, auch entsprechend teuer. Aber sei es darum. Xavier ist schließlich hart im Nehmen. Wo er das denn machen lassen möchte, fragen wir ihn. Wir rechnen mit Vielem, aber was nun als Antwort kommt, macht selbst uns baff.

„Auf der Schönheits-Plus-Kreuzfahrt!“ antwortet Xavier. Auf der 10-tägigen Spezial-Kreuzfahrt durch die Karibik kann man sich neben Haartransplantaten auch gleich noch etwas Liften lassen, Botox spritzen oder andere, kleine Makel beseitigen lassen. Alles natürlich sehr exklusiv, wunderbar anonym und professionell.

Wir nicken erstaunt. Von Techno Kreuzfahrten haben wir schon gehört, auch von Heirats-Kreuzfahrten und sogar Starwars-Fan-Kreuzfahrten, aber eine Botox-Kreuzfahrt? Wir nicken weiter, und langsam wird uns dabei schwindlig. Aber das mag auch an den Bildern liegen, die plötzlich durch unsere Gedanken laufen, von einem Schiff voller Xaviers, die ihrem Alter entsprechend an Bord gehen und zehn Tage später gestrafft, geglättet und mit voller Haarpracht wieder von Bord.

Wir merken erst spät, dass aus unserem Nicken lange schon ein Kopfschütteln geworden ist, und uns Xavier kritisch ansieht. Die Fortsetzung zum Haartransplantat folgt.