Im Team arbeitet es sich besser. Ein Team ist produktiver. Ein Team hat bessere Ideen und liefert bessere Ergebnisse. So die gängige Meinung. Doch Xavier rümpft darüber nur die Nase, schüttelt den Kopf und beginnt zu schimpfen. Das Team könne ihm gestohlen bleiben, so Xavier, denn im Grunde wollen doch alle anderen nur von Xaviers großartigem Genie profitieren und sich mit seinen Federn schmücken!

Wir wollen natürlich wissen, warum Xavier so aufgebracht ist. Wir erfahren, dass Xavier von seinem Chef den Auftrag bekommen hat, einen Fachartikel zu einem bestimmten Fachthema zu verfassen. Gerne solle er dafür die anderen Mitarbeiter der eigenen Abteilung sowie einer Reihe anderer Abteilungen einbeziehen. Eine Liste möglicher Experten hatte der Chef gleich mitgeliefert.

Xavier war zunächst sehr motiviert. Es folgten jede Menge Emails und kurze Gespräche mit den angeblichen Experten aus anderen Abteilungen und auch den eigenen Kollegen. Da begann Xavier, so erzählt er uns, sich die Haare zu raufen. Denn jeder dieser Kollegen hatte neue Ideen und wollte neue Aspekte mit behandeln. An den Ideen von Xavier hingegen wurde Kritik geübt. Ohje, denke wir uns, Kritik! Das wird kein gutes Ende nehmen!

Das tat es dann in der Tat nicht. Bei Xavier landeten immer mehr Emails. Da beschloss Xavier, diese ungelesen zu löschen. Sie enthielten seiner Meinung nach ohnedies nur Unsinn und Wichtigmacherei. Darauf konnte er verzichten! Wie gut, dass man im Email Programm eine automatische Löschfunktion eingeben kann, sobald ein bestimmtes Stichwort im Betreff fällt, freute sich Xavier.

Den Artikel schrieb Xavier am Ende ganz alleine und aus der ganz eigenen Sicht. Nach dem Abschluss verfasste er eine Email an alle Mitstreiter, dass er sich über das Interesse an seinem Thema durchaus gefreut hat, er sich aber nach Durchsicht aller Ideen dazu entschlossen hat, den Artikel doch alleine zu schreiben, da alles andere qualitativ nicht ausreichend geworden wäre.

Was Xavier nun wundert: Warum bloß wurde der Artikel am Ende nicht veröffentlicht, sondern landete in der Schublade des Chefs? Xavier fühlt sich schrecklich missverstanden und zu wenig gewürdigt. Schließlich hat er ganz alleine die Arbeit von zehn Experten geleistet! Wir bemitleiden ihn selbstverständlich und denken still über die Sache mit der Qualität nach.