Xaviers Schönheits-Kreuzfahrt steht unter keinem guten Stern. Das Schiff wird verfolgt von einem riesigen Hurricane, der die genau gleiche Route nimmt wie Xaviers Botox-Kreuzer ursprünglich geplant hatte. Aus einem Halt in den schönsten Häfen der Karibik, um Xavier ein wenig von seinem noch immer nicht erfolgten Haartransplantat abzulenken, wird wohl nichts. Das Schiff muss ausweichen und eine andere Insel anfahren.

Doch Glück im Unglück, so erzählt uns Xavier in einem Videocall, denn das Meer ist auf der Ausweichstrecke endlich wieder ruhig. Der Schönheitschirurg ist endlich nicht mehr seekrank, und die Behandlungen haben begonnen. Tag und Nacht arbeitet der gute Mann an Xaviers Haaren, den Fältchen der anderen Damen und Herren sowie an der Korrektur des ein oder anderen kleinen Makels. Was Xavier dazu verdonnert, seine Zeit an der Bar nun mit anderen Gästen zu verbringen. Dabei hatte er sich schon so an den Schönheitschirurgen als Trinkbruder gewöhnt. Unter den Gästen gibt es aber durchaus auch interessante Personen, richtig arm ist niemand, und auch am Roulette-Tisch ist wieder Betrieb, die Kugel rollt und auch der sprichwörtliche Rubel. Nur an die Anblicke geschwollener Gesichter und dicker Verbände müsse er sich erst gewöhnen, erklärt uns Xavier.

Die Sache mit der Karibik, sagt uns Xavier, hätte er sich aber anders vorgestellt. Im Reiseprospekt waren weiße Strände, hübsche Promenaden und teure Boote zu sehen, dazwischen schicke Bars und schöne Frauen. Sein Schiff jedoch macht garde Halt vor einer völlig unbekannten und völlig unbedeutenden Insel. Dort wird das Kreuzfahrtschiff bleiben, bis der Wirbelsturm vorüber ist. Denn alle anderen Ankerplätze sind bereits belegt. Leider sieht es derzeit so aus, als käme auf den aktuellen Sturm bereits ein nächster Sturm gefolgt, auf der exakt gleichen Route.

Der Hafen der kleinen Insel ist zu klein für Xaviers Schiff, also ankert es in einer Bucht. Regelmäßig fahren kleinere Boote zwischen der Insel und dem Kreuzfahrtschiff hin und her, um Besucher an Land und wieder an Bord zu bringen. Einige Male war Xavier schon da, aber es gibt nichts zu sehen oder zu tun, erzählt uns Xavier. Ein schöner Sandstrand? Fehlanzeige! Ein schmaler Streifen grauer Steine direkt neben einer staubigen, sonnigen, viel zu heißen Straße lädt nicht gerade zum Sonnenbaden oder Schnorcheln ein. Eine lange, weiße Promenade mit teuren Yachten? Ebenfalls nicht. Nur ein dunkelgrauer Betonsteg, an dem eine handvoll Fischerboote festmacht. Und die schönen Frauen? Xavier schnaubt nur laut durch die Nase und berichtet von einigen übergewichtigen Marktverkäuferinnen, die frittierte Snacks und Kokosnüsse anbieten und sich über das Geschäft des Jahres freuen.

Der kleine Ort selbst besteht aus zwei oder drei Straßen, einigen langweiligen, nichtssagenden Häusern und ansonsten nicht viel. Ein dunkler Supermarkt ohne viel Auswahl ist neben einer improvisierten Hafenbar alles, was der Ort an Infrastruktur zu bieten hat. Aber immerhin, so Xavier, schmeckt der Rum in dieser Hafenbar besser als irgendwo sonst auf der Welt! Und Stress? So etwas kennen die Menschen hier offensichtlich nicht. Und, so versichert uns Xavier, nach einer halben Flasche Rum werden auch die Frauen langsam schön!

Wie lange Xaviers Schiff noch hier bleiben muss, weiß niemand. Der nächste Wirbelsturm tobt schon über dem Atlantik und macht eine Weiterfahrt unmöglich. Doch auch die Rückfahrt ist derzeit ausgeschlossen. Immerhin liegt das Botox-Schiff ganz ruhig in der Bucht, und die Schönheitschirurgen erleben eine ähnlich gute Woche wie die Marktverkäuferinnen!