Xavier ärgert sich. Es wäre ein so guter Geschäftsabschluss gewesen, und er war auch so knapp davor, diesen lukrativen Deal abzuschließen. Doch dann unterlief Xavier ein gravierender Fehler.

Aber der Reihe nach: Xavier hatte den Namen des neuen Kunden, nennen wir ihn Herrn B, von einem Konkurrenten erfahren. Nach etwas zu viel Wodka im noblen Nachtclub, in dem Xavier seinen Konkurrenten getroffen hatte, wurde der andere immer gesprächiger. Schließlich fiel der Name des besten Kunden dieses Konkurrenten. Allerdings, so jammerte Xaviers Mitstreiter um die Gelder mehr oder weniger ahnungsloser Investoren, sei dieser Kunde alles andere als einfach, und er müsse ständig auf neue Eskapaden gefasst sein. Xavier lächelte, merkte sich den Namen, und gleich am nächsten Tag stellte er Herrn B eine ganze Reihe toller Produkte vor.

Zu Xaviers Überraschung wollte Herr B gar keine ausgefallenen Produkte, sondern am liebsten langweilige, gewöhnliche Anlagen. Xavier fürchtete bereits um seinen Bonus, als ihm einfiel, dass sein Konkurrent erwähnt hatte, dass der Kunde meist jeden beliebigen Preis bezahlte, den er ihm nannte, und er selbst mit einfachen Dingen unglaublich viel Provisionen verdienen konnte.

Bald schon hatten sich Xavier und Herr B auf eine bestimmte Anleihe geeinigt, und selbst ein sehr schlechter Preis, den Xavier nannte, schreckte Herrn B nicht ab. Aber vorher, so der Kunde, würde er gerne mit Xavier persönlich sprechen, am liebsten über einem kleinen Mittagessen. Xavier war einverstanden, einfacher konnte es nun wirklich nicht sein, dachte er. Was der Konkurrent, dieses Weichei, hier unter schwierig und launenhaft verstanden hatte, war ihm ein Rätsel. Es lief doch alles wie am Schnürchen!

Dann kam das Mittagessen. Herr B hatte einen Tisch reserviert. In einem der teuersten Restaurants der Stadt trafen sich die beiden zum Mittagessen. Xavier störte das nicht besonders, schließlich konnte er die Kosten als Spesen von seinem Arbeitgeber ersetzt bekommen.

Doch dann begann die Sache für Xavier aus dem Ruder zu laufen. Es begann mit der Frage von Herrn B., ob er den Wein zum Essen auswählen dürfe. Xavier antwortete mit Ja. Ein klarer Fehler, wie sich herausstellen sollte, denn Herr B wählte eine unverschämt teure Flasche, die Xavier mit Sicherheit bei der Abrechnung in Erklärungsnot wenn nicht sogar arge Schwierigkeiten bringen würde. Xavier schluckte und ärgerte sich über die Dreistigkeit von Herrn B.

Im Anschluss an das völlig überteuerte Essen mit der unverschämt teuren Flasche Wein schlug Herr B. vor, Xavier könne ihn noch bis zum Büro begleiten. Auf dem Weg dahin könnten sie noch etwas über zukünftige Geschäfte sprechen. Xavier willigte ein. Sein zweiter, großer Fehler.

Denn sie waren noch nicht weit gekommen, da blieb Herr B vor dem Schaufenster eines exquisiten Elektronikladens stehen. In der Auslage sah man die neuesten, technischen Spielereien, vom modernen Bildschirm bis zur VR-Brille der neuesten Generation. Herr B. blieb stehen, zeigte zielgenau auf einen völlig überteuerten Fernseher, schaute Xavier kurz, fest und tief in die Augen, und sagte ganz frech: „Genau den hätte ich gerne!“

Xavier war sprachlos. Das passierte ihm übrigens sehr selten, doch das hatte er nun wirklich nicht erwartet. Er nickte, und in seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Wollte Herr B. wirklich, dass er mit ihm in den Laden ging und für ihn dieses teure Gerät kaufte? Oder hatte er sich das nur eingebildet? Er konnte ihm das Teil unmöglich kaufen! Das wäre Bestechung, noch dazu am helllichten Tag. Wenn das ans Licht käme, wäre er seinen Job los! Außerdem sah er gar nicht ein, warum er nach dieser unverschämten Weinbestellung überhaupt noch etwas für Herrn B. machen sollte.

Xavier machte sich daran, weiter zu gehen, doch Herr B. blieb beharrlich stehen. Xavier musste nun doch etwas sagen. Um seinen neuen Kunden nicht zu verärgern, brachte er einige Floskeln wie: „Ja, die neueste Generation der Technik, davon habe ich schon gehört, aber auch sehr teuer!“, über die Lippen. Schlussendlich gingen sie beiden schweigend weiter.

Xavier hatte Herrn B. den teuren Fernseher nicht gekauft. Dafür hatte Xavier aber auch das bereits sicher geglaubte Geschäft nicht bekommen. Dumm gelaufen. .

Jetzt ärgert sich Xavier unheimlich darüber, diesen dummen Fernseher nicht gekauft zu haben. Am Ende hätte sich die Sache wahrscheinlich gerechnet. So bleibt er auch noch auf der Rechnung für den Wein sitzen. Denn für ein nicht zustande gekommenes Geschäft wollte der Chef die Spesen nicht absegnen. Dumm gelaufen, wirklich sehr dumm, ärgert sich Xavier. Beim nächsten Mal würde er sich die Sache tatsächlich nochmal durch den Kopf gehen lassen.