„Individual investors need access to high-quality financial advice that is objective and fair and puts the client’s interest first.“ Ed McCarthy, CFA Institue Magazine March/April 2014
„Privatinvestoren benötigen Zugang zu hochqualifizierter Finanzberatung, die sowohl objektiv, fair und zuallererst im Kundeninteresse erfolgt.“ Ich möchte diese Aussage, so zentral sie ist, nicht nur auf Privatinvestoren beschränken. Auch institutionelle Investoren müssen sich die Frage stellen, wie unabhängig, fair und in ihrem Interesse die Informationen sind, die sie aus diversen Quellen erhalten.
Immer wieder wird in diversen Artikeln und Foren laut nach entsprechender Regulierung gerufen. Harte Strafen werden gefordert, wenn Berater nicht unabhängig beraten, wenn die Kundeninteressen am Ende doch nur an zweiter Stelle gestanden haben. Einiges an Regulierung und Vorschriften wurde in den vergangenen Jahren auch beschlossen und umgesetzt. Unter Mifid etwa müssen Banken und Finanzdienstleister Honorare und Zahlungen Dritter für die Vermittlung von Produkten offenlegen.
Doch reicht es aus, Provisionen offenzulegen oder gar zu verbieten, wie es manche überlegen? Liegt der Hund nicht anderswo begraben?
Wir haben uns in den letzten Jahrzehnten an eine Kultur des vermeindlichen Gratiskonsums gewöhnt. Überall werden Serviceleistungen und Extras umsonst angeboten. Das Internet ist hier das beste Beispiel. Kostenlose Email Adressen, kostenloser Webspace, kostenlose Programme, das kostenlose Girokonto und Wertpapierdepot. Aber Unternehmen müssen nunmal irgendwelche Einnahmen haben, um ihre Mitarbeiter zu bezahlen, die Softwarelizenzen und die allgemeine Infrastruktur sowie sich um die Sicherheit der Daten, Informationen und Dienstleistungen kümmern. Woher also nehmen und nicht stehlen, wenn Kunden nur dann zu mir kommen, wenn sie dafür erstmal nichts bezahlen müssen? So wurde es gängig, Provisionen zu bezahlen für die Weitervermittlung von Kunden und Geschäft. Sei es nun eine Webseite oder eine Suchmaschine, die Geld dafür bekommt, wenn jemand einen Link weiterverfolgt, oder auch einfach die Bank mit dem kostenlosen Girokonto und Wertpapierdepot, wenn der Kunde ein Wertpapierzertifikat, eine Aktie oder einen Fondsanteil kauft. Im Investmentbanking ist das nicht anders. Institutionelle Kunden erhalten Research, werden zu Veranstaltungen eingeladen, können mit Fachleuten sprechen und erhalten kostenlos eine ganze Reihe von Newslettern und professionell aufgearbeiteten Informationen zur Verfügung gestellt. Alles gemacht von hoch bezahlten Fachleuten. Die Rechnung trägt selbstverständlich der Kunde, sobald er Produkte kauft. Und dabei gilt sowohl in der Sparkassen- und Volksbankfiliale für den Privatkunden als auch im Over-the-Counter Geschäft für große Institutionelle: Je komplexer und risikoreicher das Produkt, desto höher die Provision beziehungsweise die Marge. Und das sowohl für den Anbieter als auch für den Verkäufer.
Solange Kunden, privat als auch institutionell, nicht bereit sind, für unabhängige Informationen und Beratung zu bezahlen, wird dieses System weiterhin so funktionieren: Der Kunde bezahlt, so oder so. Mit seinen Daten, die von jemandem verkauft werden, oder über Margen und Provisionen, die ihm auf den Preis der Produkte verrechnet wird. Unabhängigkeit sollte der Kunde jedenfalls in diesem System nicht erwarten.